Mitreden zur Gleichstellung der Geschlechter

28. März 2014coneduKeine KommentareNews

Die Moderation eines politischen Beteiligungsprozesses ist eine Herausforderung, zu der man nicht Nein sagt – schon gar nicht, wenn es darum geht, wie wir künftig leben und zusammenleben wollen.

Rund 700 Mitwirkende, mehr als 200 involvierte Organisationen, über 20 Einzelveranstaltungen: Das sind die äußeren Kennwerte für den 12 Monate währenden Prozess der Entwicklung einer „Steirischen Frauen- und Gleichstellungsstragie 2020, deren Ergebnis zum Weltfrauentag 2014 in der Alten Universität Graz präsentiert wurde. Wilfried Hackl (CONEDU) begleitete den Prozess unter der Gesamtleitung der Beraterin und geschätzten CONEDU-Kooperationspartnerin Andrea Widmann (hochschulberatung.at) und in Zusammenarbeit mit Karin Ondas, Gabi Burgsteiner und Martin Moore.

Männer ebenso gefragt wie Frauen

Das Anliegen war klar: „Die Zeiten, wo Frauen am Straßenrand Flugzettel verteilen, während die Männer relativ entspannt dabei zuschauen sind vorbei. Damit in der Gleichstellung etwas weitergeht, braucht es die Männer genauso wie die Frauen“. Diese Devise gab Landerätin Bettina Vollath zum Weltfrauentag 2013 aus und beauftragte die partizipative Entwicklung einer Frauen- und Gleichstellungsstrategie für die Steiermark. Sie soll das politische Wirken über die Partei- und Ressortgrenzen hinweg für die nächsten 7 Jahre leiten.

Fokusgruppen machen Anliegen sichtbar

Um die Meinungen und Anliegen an so eine Strategie sichtbar zu machen, wurde mit einer Fülle an Veranstaltungen gearbeitet. So führten Karin Ondas (freiberufliche Moderatorin und ehemalige Leiterin des Frauendokumentationszentrums DOKU Graz) und Wilfried Hackl gemeinsam mehrere Fokusgruppenworkshops in steirischen Regionen durch, um die regionalen Themen und Anliegen in Bezug auf Frauenförderung, Gender Mainstreaming und Diversitätsmainstreaming zu erheben.

Geladen waren hierzu Vertreterinnen und Vertreter aus Einrichtungen von Bildung und Arbeitsmarkt, Beratungsstellen, Frauenhäusern, Frauen- und Wirtschafsnetzwerken, SozialpartnerInnen, öffentlicher Verwaltung und politischen Ämtern. Darüber hinaus fanden Zukunftskonferenzen und Tagungen statt, in deren Rahmen die wissenschaftliche Expertise zum Thema zusammengetragen und für die Strategieentwicklung nutzbar gemacht wurde.

Nicht jammern, sondern gestalten

Die Ergebnisse der Fokusgruppen sind inhaltlich letztlich nicht neu, sie zeigen aber, wo wir stehen. „Leistungen für die Gesellschaft müssen gleichermaßen bewertet werden“, berichtet Wilfried Hackl. „Solange Erwerbsarbeit und Care-Arbeit, also Tätigkeiten wie Erziehung, Hausarbeit und häusliche Pflege Angehöriger nicht gleichermaßen wertgeschätzt werden, ändern sich auch die Geschlechterverhältnisse kaum.“

Ein weiteres wichtiges Anliegen, quer durch alle steirischen Regionen, ist die Steigerung der Einflussnahme von Frauen auf ihr eigenes Geschick und das des Zusammenlebens. Hackl: „Nicht umsonst beinhaltet die Strategie jetzt die Förderung ökonomischer Eigenständigkeit und die Erhöhung der Frauenquote in politischen Ämtern.“

Was lernt man aus so einem Prozess?

„Hauptsächlich wie wichtig es ist, nicht nur defensiv zu diskutieren. In den Fokusgruppen haben sich die Anwesenden ausgemalt, welche Zukunft sie sich für das Zusammenleben und die Lebensmöglichkeiten aller Geschlechter wünschen – und nicht nur, was sich ändern soll.“

Diese Überlegungen bilden letztlich den Kern der neuen Strategie, die in sechs zentrale Dimensionen gegliedert wurde, so Hackl. Das 27 Seiten umfassende Strategiepapier ist frei im Netz verfügbar. „Für mich ist das nicht nur ein politisches Papier, sondern ein Nachschlagewerk für Fragen der Geschlechtergerechtigkeit.“