Väterkarenz im Gespräch
In Österreich nehmen rund 8% der Väter rund 4% aller Karenztage in Anspruch. Mit anderen Worten: jeder zwölfte Vater geht kurz mal in Karenz. Dabei ist die Sorge vorm Karriereknick unbegründet, wie eine neue Studie der Joanneum Research zeigt. Sie wurde kürzlich beim FEMtech Netzwerktreffen an der TU Graz vorgestellt.
Welche Auswirkungen auf die Karrieren von Männern hat eine Auszeit aufgrund von Väterkarenz? Sybille Reidl präsentierte am 23. Juni 2014 beim FEMtech Netzwerktreffen an der TU Graz die neue Studie von JOANNEUM RESEARCH „Väterkarenz – neue Impulse für Chancengleichheit (?)“. Horst Bischof (Vizerektor Technische Universität Graz) eröffnete das FEMtech Netzwerktreffen des bmvit, das in Zusammenarbeit mit der TU Graz durchgeführt wurde. Das diesmalige FEMtech Netzwerktreffen war die Auftaktveranstaltung zu einer Reihe von weiteren Events. Die TU Graz feierte am 23. und 24. Juni 2014 „10, 20 – jetzt erst recht!“ 10 Jahre Büro für Gleichstellung und Frauenförderung und 20 Jahre FIT-Frauen in die Technik Steiermark!
„Papa, was ist ein Mann?“
Der Vater, Ferdinand, stolz ergriffen, dass sich der Sohn ihn wendet, antwortet:
„Mein Sohn, ein Mann ist jemand, der Verantwortung übernimmt.
Verantwortung für seine Familie und für das Haus,
der für Geld im Haus sorgt und sich um alles kümmert –
damit dein kleines Geschwisterchen, das bald auf die Welt kommt, es gut hat!“
Darauf der Sohn:
„Papa, hoffentlich werd ich auch einmal so ein guter Mann –
wie die Mama.“
Mit dieser für viele sehr lebensnahen Geschichte eröffnete Moderator Wilfried Hackl (Institut CONEDU) die Veranstaltung vor rund 60 interessierten BesucherInnen. Silvia Neumann (bmvit) wies in ihrer Begrüßung auf die erfolgreiche Programmlinie „FEMtech Karriere“ hin. Viele Maßnahmen im Bereich Verbesserung der work-life-balance wie z.B. Väterkarenz wurden seit 2004 mit dieser Förderlinie umgesetzt.
JOANNEUM RESEARCH hat die Auswirkungen von Väterkarenz auf Karrieren von hochqualifizierten Männern untersucht. Als überraschendes Ergebnis zeigt sich, dass es bei den analysierten Männern keinen Karriereknick aufgrund der Väterkarenz gibt. Väterkarenzen sind jedoch in der Regel viel kürzer als Karenzen von Müttern.
Im Anschluss an den Impulsvortrag von Sybille Reidl wurden in der Podiumsdiskussion die unterschiedlichen Aspekte in Bezug auf Väterkarenz genauer betrachtet. Gudrun Haage (Büro für Gleichstellung und Frauenförderung, Technische Universität Graz) bekräftigte die Aussage der Studie, dass es an Universitäten keine gute work-life-balance gibt. Auf Unis gehen Projekte immer vor. Andrea Taucher (MSG Mechatronic Systems GmbH) ist Projektleiterin eines erfolgreichen FEMtech Karriere Projektes. Das in den vergangenen Jahren stark gewachsene Unternehmen setzt stark auf Anreize wie zum Beispiel eine gute work-life-balance, um im Wettbewerb um die besten Fachkräfte kompetitiv zu sein.
Gudrun Gruber (Leiterin Human Resources Kompetenzzentrum Das virtuelle Fahrzeug) ist ebenso Projektleiterin eines FEMtech Karriere Projektes. In den vergangenen Jahren gab es zehn Väterkarenzen im Unternehmen. „Es (das Thema) ist hoch ansteckend“, meint sie. Von seinen persönlichen Erfahrungen als junger Vater, der in Karenz war, berichtete Josef Reiterer (Fa Knapp). Sein Umfeld hat die Entscheidung in Väterkarenz zu gehen immer unterstützt. Für das nächste Kind plant er eine längere Karenzzeit in Anspruch zu nehmen.
In Österreich steckt das Thema Väterkarenz noch in den Kinderschuhen. Damit Väterkarenz zu mehr Chancengleichheit führt müssten Männer in Zukunft länger in Väterkarenz gehen. Das könnte auch dazu führen, dass Personalverantwortliche in Zukunft nicht nur bei Frauen sondern auch bei Männern damit rechnen, dass diese für ihre Kinder ihre Karriere unterbrechen werden.
Im Anschluss an die Veranstaltung wurde auf Einladung des bmvit am Buffet genetzwerkt.
Quelle: FEMtechn Netzwerk, Susanne Reither | Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH – FFG (red. bearbeitet und ergänzt)